Forschungspreis 2019 der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft geht an Katharina Scherf

Freising, 10.07.2019

PD Dr. Katharina Scherf ist Lebensmittelchemikerin am Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie an der TU München. Sie erhält den diesjährigen Forschungspreis der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft (DZG e.V.) für ein wissenschaftliches Projekt, das die Verlässlichkeit eines tragbaren Gluten-Sensors für den Hausgebrauch überprüft. Der Preis ist mit einer Forschungsförderung in Höhe von 20.000 Euro verbunden.

Was ist Zöliakie?

Zöliakie ist eine chronische Erkrankung des Dünndarms, die durch eine Autoimmunreaktion gekennzeichnet ist und mit einer Schädigung der Dünndarmschleimhaut einhergeht. Die Krankheit gehört weltweit zu den häufigsten Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Etwa 1 Prozent der Bevölkerung ist von ihr betroffen, wobei sie fast ausschließlich bei erblich vorbelasteten Personen auftritt. Hauptauslöser der Krankheit sind die Speicherproteine von Weizen, Roggen oder Gerste. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fassen diese Proteine auch unter dem Begriff „Gluten“ zusammen. Der Verzicht auf Gluten ist derzeit die einzige bekannte wirksame Therapie. Lebensmittel, die als „glutenfrei“ gekennzeichnet sind, dürfen daher laut Gesetzgebung maximal 20 mg Gluten pro kg des Produkts enthalten.

Was untersucht das Forschungsprojekt?

Seit etwa einem Jahr ist auf dem deutschen Markt ein tragbarer Gluten-Sensor für den Hausgebrauch erhältlich. Mit diesem kann auch jeder Laie innerhalb weniger Minuten kleine Lebensmittelproben auf deren Glutengehalt testen. Bislang existiert jedoch erst eine unabhängige Studie, die den Test anhand von 13 definierten Lebensmitteln überprüft und die Ergebnisse mit den Resultaten zweier Standard-Labortests (ELISA-Testkits) verglichen hat. Laut Studie war der Test insgesamt zu 96,5 Prozent in der Lage, Lebensmittelproben mit einem Glutengehalt von über 20 mg/kg zu identifizieren. Bei manchen Proben wie Brot, Pasta und gepufftem Mais lag der Test jedoch bei einem Glutengehalt von 20 mg/kg nur zu 47 Prozent richtig. Da falsch negative Ergebnisse ein erhebliches Risiko für Menschen mit Zöliakie darstellen, sind dringend weitere wissenschaftliche Untersuchungen notwendig, die die Verlässlichkeit des Tests überprüfen.

Im Rahmen des geförderten Forschungsprojektes, wird das Wissenschaftlerteam um Katharina Scherf die Sensitivität, die Spezifität sowie die Reproduzierbarkeit der Messergebnisse des Gluten-Sensors überprüfen und im Vergleich zu verlässlichen Labortestmethoden bewerten. Grundlage für die Untersuchung bilden 38 Lebensmittelproben mit definierten Glutengehalten aus sechs verschiedenen Lebensmittelkategorien.

Translationale Forschung zum Nutzen und Wohl der Gesellschaft

„Eine strikte glutenfreie Ernährung einzuhalten, ist nicht immer leicht und schränkt soziale Aktivitäten oftmals ein. Verlässliche Gluten-Sensoren für den Hausgebrauch würden die Lebensqualität von Zöliakie-betroffenen Personen stark verbessern“, sagt Dipl. oec. troph. Sofia Beisel, die das Team Wissenschaft der DZG leitet. Die DZG-Forschungsförderung 2019 finanziere damit ein „Projekt zum Anfassen“, das betroffenen Menschen direkt zu Gute kommt.

„Ich freue mich daher nicht nur sehr über die Auszeichnung, sondern auch die Möglichkeit, mit meiner Forschungsarbeit unmittelbar zum Nutzen und Wohl der Gesellschaft beizutragen“, so Glutenexpertin Scherf.

Kontakt:
Dr. Katharina Scherf
Sektion I, Leiterin der Arbeitsgruppe „Functional Biopolymer Chemistry“
Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie an der Technischen Universität München
Lise-Meitner-Str. 34
85354 Freising
Tel.: +49 8161 71-2927
E-Mail: k.scherf.leibniz-lsb(at)tum.de

Kurzprofil von Dr. Katharina Scherf:
https://www.leibniz-lsb.de/institut/mitarbeiterinnen/kurzprofil-dr-katharina-scherf/

Link zur Deutschen Zöliakie-Gesellschaft (DZG) e.V.: https://www.dzg-online.de/homepage.1.0.html

Presseverantwortlich:
Dr. Gisela Olias
Wissenstransfer, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie an der Technischen Universität München
Lise-Meitner-Str. 34
85354 Freising
Tel.: +49 8161 71-2980
E-Mail: g.olias.leibniz-lsb(at)tum.de
www.leibniz-lsb.de

Das Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie an der Technischen Universität München (Leibniz-LSB@TUM) besitzt ein neues, einzigartiges Forschungsprofil. Seine Wissenschaftler kombinieren Methoden der biomolekularen Grundlagenforschung mit Analysemethoden der Bioinformatik und analytischen Hochleistungstechnologien. Ihr Ziel ist es, die komplexen Inhaltsstoffprofile von Rohstoffen bis hin zu den finalen Lebensmittelprodukten zu entschlüsseln und deren Funktion als biologische Wirkmoleküle auf den Menschen aufzuklären. Basierend auf ihrer Forschung entwickelte Produkte sollen dazu beitragen, die Bevölkerung auch in Zukunft nachhaltig und ausreichend mit gesundheitsfördernden, wohlschmeckenden Lebensmitteln zu versorgen. Darüber hinaus sollen die neu gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu dienen, personalisierte Ernährungskonzepte zu entwickeln, die zum Beispiel Menschen mit einer Nahrungsmittelunverträglichkeit helfen, ohne dass die Lebensqualität eingeschränkt und die Gesundheit gefährdet ist.

Das Leibniz-LSB@TUM ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 95 selbständige Forschungseinrichtungen verbindet. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen - u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 20.000 Personen, darunter 10.00 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Milliarden Euro.